NEULAND oder: Vorwärts zum Ursprung!

Veröffentlicht von adminchristoph am

Theater-Installation

Des Nachts weicht das Licht der Aufklärung dem Dunkel der Mythologien. Das Publikum wandert durch den Hausruckwald und wird in einer Theater-Installation rituell mit den Grenzbereichen der Wissenschaften, mit Okkultismus, regionalen und weltumspannenden Mythen konfrontiert. Die Hüterinnen und Hüter dieses „Wissens“ wohnen in einer Zeltstadt am Pettenfirst, in deren Mitte ein schwarzer Würfel das Geheimnis des Ursprungs birgt.

Nächtliche Rückkehr der Mythen

Mit Einbruch der Dunkelheit besinnt sich das Theater Hausruck seiner Stärken als Illusionsmaschine und entzündet am Pettenfirst buchstäblich ein mythologisches Feuer. Den Weg auf den Bergrücken und das Areal rund um die Pettenfirsthütte säumt eine Zeltstadt. In den einzelnen Zelten stößt das Theaterpublikum auf die Grenzbereiche wissenschaftlich gesicherten Wissens, wo Alltagslegenden, Glaubens„wahrheiten“, Verschwörungstheorien und Geheimniskrämerei fröhliche Urständ feiern. Das Tageslicht der Aufklärung ist dem flackernden Zwielicht einer ritualisierten Mythendämmerung gewichen. In ihr vermengt sich das vermeintlich streng Getrennte: Astronauten und Operndiven, Allegorien und Algorithmen. Ein Maskenball des Halbwissens. Ein Gewirr an Stimmen, in das sich auch zeitgemäße Empörung und Revolutionsbegehren mischen.

Premieren Video

Der Hausruck, ein stark bewaldeter Mittelgebirgsrücken mitten in Oberösterreich, war einst berühmt für seine Bergbautradition und seine Bodenschätze: neben Braunkohle, Erdgas und Erdöl entdeckte man sogar vereinzelte Goldadern. Noch mehr Schätze aber birgt der Untergrund des kollektiven Gedächtnisses in der Region Hausruck. Mythen und Gerüchte überlagern historische Ereignisse, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind. Bauern-, Religions- und Weltkriege prägten den Hausruck ebenso wie die Revolte der Bergarbeiter, der nationalsozialistische Wahnsinn oder die Unbeugsamkeit eines um Asyl werbenden jungen Mädchens (der so genannte Fall „Arigona“). Nicht ohne Grund gilt der Hausruck bis heute als Unruheprovinz.

Genau hier also begeben sich Ars Electronica und Theater Hausruck auf die Suche nach dem Beginn, nach dem Grund und Sinn der Welt. Es ist ein (para)wissenschaftliches und (theater)archäo­logisches Experiment, das am 1. September 2011 in den Wäldern des Hausrucks startete. Eine opernhafte Prozession zwischen Vergan­genheit und Zukunft, Tradition und Fortschritt, Himmel und Erde. Dreh- und Angelpunkt dabei ist eine Aufsehen erregende Fundstelle am Pettenfirst, dem Dach des Hausruck, gleich neben einem Jahr­hunderte alten Hirtenhaus.

Volksuniversität in der Berghütte

Am Ende eines Weges, genannt die „Himmelsleiter“, finden sich renommierte WissenschafterInnen und AmateurforscherInnen unter­schiedlicher Disziplinen ein. Gemeinsam mit Menschen aus der Region und BesucherInnen disku­tieren sie tagsüber zentrale Fragen der Menschheit oder erforschen Natur und Geschichte der Region. Der Bogen spannt sich vom täglichen Forscherfrühstück bis zu Fachvorträgen, Diskussionen, Expedi­tionen in die Fauna und Flora des Hausrucks sowie einem bunten Kinderprogramm zwischen Litera­tur, Naturabenteuer und historischen Erkundungen.

Das Theater Hausruck entwickelt sich mit der Etablierung dieser Volksuniversität in der Berghütte vom Wissensvermittler zum Wissenschafts­vermittler weiter – und entgrenzt damit einmal mehr den herkömmlichen Theaterbegriff. Als kultureller Dienstleister im umfassenden Sinn strebt das Theater Hausruck nicht nur nach Teilhabe an der Kunst- und Kulturproduktion für möglichst viele, sondern forciert auch die Demokratisierung des (wissenschaftlichen) Wissens.

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